Studium


Kultur studieren? 😀

Macht Spaß! 👏👏👏

Und ist anders, als man es sich auf den ersten Blick vorstellt. Mit Kultur ist nämlich nicht Mozart 🎵 oder Monet 🎨 gemeint, sondern unser Alltag.

Hä? Geht das auch genauer? ❓❓

Na klar: Was hast du denn heute alles schon gemacht? Was gegessen? Sport getrieben? Insta gecheckt? Serien geschaut? – Das alles ist Alltagskultur und die kannst du studieren.

Interessant. Aber was mache ich dann damit?

Mit dem Studium kann man viel machen: In Unternehmen für Vielfalt sorgen, in NGOs arbeiten, Politiker*innen sagen, wo es langgehen sollte oder mit Dingen die Welt erklären.

Alles klar – und warum sollte ich das studieren? 😜

Weil es um das Leben aller in der Gesellschaft geht! Weil es wichtig ist, zu verstehen, wie Menschen zusammenleben, sich voneinander abgrenzen und sich verständigen – gerade, wenn man daran etwas verändern möchte. Ein solidarisches und demokratisches Miteinander braucht Menschen, die ethnische, soziale, religiöse und genderspezifische Phänomene verstehen und damit umzugehen wissen – Kulturwissenschaftler*innen halt.

Ach ja: und es macht Spaß! 🤪

Alltag


Was macht unseren Alltag aus? Wodurch ist er beeinflusst? Wie ändert er sich in einer digitalen Welt? Wie gehen verschiedene gesellschaftliche Gruppen mit diesen Herausforderungen um? Antworten darauf liefern die Kulturwissenschaften.

«Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.»

Anton Tschechow, russischer Schriftsteller

Menschen machen Alltag, jeden Tag aufs Neue, oft ohne darüber nachzudenken. Aber warum machen wir die Dinge so, wie wir sie machen? Was finden wir normal? Und was nicht? Und woher kommen diese Normalitätsvorstellungen?

Wie Menschen also ihren Alltag bestreiten, das sind Aspekte, die wir erforschen! Wie und was wir essen, was wir eklig finden, wie mediale Formate unsere Körper- und Geschlechterbilder prägen, wie Smartphones und Apps unsere Wahrnehmung verändern, wie wir wohnen und leben, uns kleiden und fortbewegen, was wir fühlen und fürchten. Das alles sind Themen, mit denen wir uns im Fach beschäftigen und zu denen wir forschen.

Kultur


Kultur verbindet den Menschen mit seiner Umgebung, mit seinen Mitmenschen, mit der Natur. Kultur ist erlernt und befähigt uns durch den Alltag zu kommen. Doch Kultur heißt auch Praxis und Strukturen. Sie tauchen immer wieder auf und leiten uns den Weg durch die Gesellschaft.

So gibt es zum Beispiel Ernährungs- und Kleidungskulturen, Sub- und Gegenkulturen, Kulturen der Kommunikation oder des Regierens, politische und popkulturelle Kulturen oder Kulturen des Sterbens und des Religiösen.

Kultur findet also in allen Bereichen statt, mit denen wir tagtäglich in Kontakt kommen. Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Ein solches Kulturverständis erlaubt es Gemeinsamkeiten und Widersprüche in einer Gesellschaft auszuloten. Das Zusammenspiel vieler “Kulturen” ebenso wie die Vielzahl an kulturellen Phänomenen enden schließlich in der Vielfalt.

Menschen


Menschen kommunizieren miteinander und übereinander, manchmal auch gegeneinander. Dabei geht es nicht nur um Sprache, sondern auch um Nonverbales, um Körpersprachen und um Sozio- und Dialekte.

Wer versteht sich untereinander und teilt somit ein gemeinsames Deutungssystem? Folglich auch die Frage: Welche Gruppe ist ausgeschlossen, weil sie die Symbole nicht versteht oder anders deutet?

Alle Menschen sind irgendwie in kulturelle Prozesse eingebunden. Ganz gleich wer, ob Du und ich, Freunde und Familie, Nachbarn, Bekannte und Fremde, Alte und Junge, Frauen, Männer und Diverse.

Sie alle tragen ihre Vergangenheit mit sich rum und sind konfrontiert mit Fragen der Zukunft. Dabei möchte man einfach nur im gegenwärtigen Alltag zurecht kommen.

Doch auch Gegenstände und Orte beeinflussen das Verhalten von Menschen. So ist unser Leben geprägt vom Smartphone in der Tasche, dem Hörgerät im Ohr oder dem Retro-Plattenspieler. Der Stadtstrand kann Ausdruck eines eigenen Lifestyles sein.

Vielfalt


Kultur und Kulturen sind immer in Bewegung, setzen sich neu zusammen, richten sich neu aus, sind dynamisch und vielfältig. Aber was bedeutet Vielfalt überhaupt? Warum ist sie wünschenswert? Wann wird sie als Bedrohung gedeutet?

Die Wahrnehmung von Diversität und Vielfalt in Gesellschaften ist von Vieldeutigkeit und Widersprüchlichkeiten geprägt. Fragen des Zusammenlebens von Menschen aus unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen sind gesellschaftlich immer relevant. Sie finden sich daher auch im Studium wieder.

So kannst du folgendes zum Beispiel erforschen:

  • populäre Bilder und Stereotype über Migration
  • Wissensvorräte und Wertewandel im Hinblick auf die Themen Klima und Energie
  • kulturelles Erbe und Tradition in der Postmoderne
  • die scheinbaren Gegensätze urbaner Atmosphären und dörfliche Milieus
  • oder auch die sich im Wandel befindlichen Beziehungen zwischen den Generationen.

Alle diese Forschungsfelder kann man sowohl in historischer als auch gegenwartsbezogener Perspektive empirisch untersuchen. Dabei erfolgt die Interpretation vor dem Hintergrund ihrer sozialen, materiellen und kulturellen Bedingungen.

Räume


Orte und Räume sind dynamisch und von Menschen gemacht. Es spiegelt sich in ihnen nicht nur Geschichte, sondern sie prägen auch unseren aktuellen Handlungsraum.

Stets können sich Räume und Orte auch ändern oder gar verschwinden. Weil manchmal neue Räume entstehen, verschieben sich die Grenzen auch mal oder öffnen sich. Gerade neue Entwicklungen rund um Digitalisierung fordern unsere Gewohnheiten heraus, sodass sich neue Regeln einspielen müssen.

Orte und Räume prägen menschliches Handeln – und Menschen gestalten Orte und Räume.

Gewisse Orte verbindet man auch mit ihren Gerüchen und Geräuschen. Dabei erzeugen sie eine bestimmte Atmosphäre. Daraus resultieren dann Stimmungen, die bestimmte Verhaltensweisen und Logiken verlangen.

Räume und Orte, für die wir uns interessieren, sind überall. Sie liegen vor der Haustür, in Nachbarschaften um die Ecke, in urbanen und ländlichen Räumen, in Schrebergärten und Clubs, in Museen und Wäldern, im Flixbus und auf Flohmärkten. Dabei kann es uns verschlagen nach Wanne-Eickel oder Kopenhagen, Albanien oder in den Schwarzwald.

Berufsperspektiven


Im Studium kannst du Schwerpunkte setzen und dich ausprobieren. Alle Erfahrungen können dich für deinen späteren Job qualifizieren. Und genau die sind entscheidend dafür, wo du dann später landest.

Das kann im Journalismus, im Personalbereich oder in der Kulturarbeit sein. Für Leute wie uns gibt es auch Jobs in Agenturen, bei Verlagen und Verbänden. Und ganz klassisch natürlich auch in Museen und Bildungseinrichtungen. Wie du siehst, gibt es viele attraktive Jobs für Menschen wie uns.

Kulturwissenschaftler*innen können überall unterkommen. Auch hier gilt das Prinzip der Vielfalt.

Alle machen gern was mit Kultur, erklären sie und vermitteln sie. Wer das konkret im Beruf brauchen kann, haben wir dir beispielhaft mal in unserer Rubrik zu „Perspektiven“ gelistet.

Im Übrigen findest du solche Beispiele auch auf vielen Websiten der einzelnen Standorte. Auch dort werden Absolvent*innen in Porträts dargestellt.

Gerade wenn du (noch) nicht weißt, was du mit deinem Studium werden kannst, solltest du dich reinklicken und inspirieren. Diese konkreten Beispiele zeigen dir konkret, was möglich ist und welche Berufsperspektiven es wirklich gibt.

Vielnamenfach

Die Plattform «kulturstudieren.org» bezieht sich auf eine Disziplin, die an Universitäten im deutschsprachigen Raum viele Namen hat. Die frühere Bezeichnung «Volkskunde» wurde dabei an fast allen Standorten durch andere Begriffe abgelöst, die die Programmatik und das Profil des Faches treffender beschreiben:  Neben der Bezeichnung «Europäische Ethnologie» (Frankfurt, Marburg, Innsbruck, Bamberg, Wien, Berlin) sind dies «Kulturanthropologie» (Bonn, Graz), «Empirische Kulturwissenschaft» (Tübingen, Zürich), Vergleichende Kulturwissenschaft (Regensburg) und «Populäre Kulturen» (Zürich) und auch Doppelbezeichnungen haben sich etabliert (Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Freiburg oder Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, München). Die unterschiedlichen Benennungen deuten jeweils inhaltliche, begriffliche und methodisch-theoretische Veränderungen gegenüber der Ausgangsdisziplin Volkskunde an und beruhen auf teils lokalen, hochschulpolitischen, teils inhaltlich unterschiedlichen Akzentuierungen der jeweiligen Fachvertreterinnen und Fachvertreter.

Grundsätzlich ist die Disziplin eine ethnographisch und zum Teil historisch forschende Kulturwissenschaft. Als Kulturanthropolog*innen und Volkskundler*innen untersuchen wir den soziokulturellen Wandel von Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsweisen sowie materiellen Objektivationen alltäglicher Lebenswelten in gegenwartsorientierter und historischer Perspektive.